Nasenatmung - Warum wir beim Yoga druch die Nase atmen

Einer meiner Yogaschüler, der das Yoga Audio „Listen & Practice“ bei mir gebucht hat, fragte letztens, warum wir eigentlich beim Yoga durch die Nase atmen. Das interessiert dich vielleicht auch. Deshalb hier eine ausführliche Antwort.

 

Die Nasenatmung, oder auch „nasale Atmung“ ist für Anfänger oft eine Herausforderung, gerade für Läufer und andere Sportler, die stets durch den Mund ausatmen. Durch die Nase zu atmen hat aber viele Vorteile.

 

In meiner Ausbildung hieß es, wenn wir durch die Nase atmen, bleibt die Energie, auch Prana genannt, im Körper. Ja, das stimmt. Das kann man spüren. Beweisen? Wahrscheinlich nicht. Vieles, was Yoga im Körper anrichtet, lässt sich (noch) nicht wissenschaftlich belegen.

 

Für erfahrende Yogis und Yoginis ist die Antwort über den Energiefluss vielleicht eine befriedigende Antwort. Doch diejenigen, die relativ neu dabei sind, brauchen wahrscheinlich eine fundiertere Antwort.  Inklusive wissenschaftlicher Fakten.

 

Hier sind 8 Gründe, warum wir in der Yogapraxis durch die Nase atmen:

 

1. Beim Atmen durch die Nase wird die Luft erwärmt und kann gerade in kalten Tagen oder in kalten Räumen den Körper von innen wärmen. Dies ist für die Asanapraxis von Vorteil, in der wir den Körper warm und die Muskeln geschmeidig haben möchten.

 

2. Durch die Nase ausatmen erwärmt wiederum die Nasenschleimhäute und erwärmt dadurch wiederum die Luft, die beim nächsten Zug eingeatmet wird. Beim Ausatmen durch die Nase werden auch Staub- und Schmutzpartikel, die sich beim Einatmen in den feinen Nasenhärchen eingefangen haben. Zudem wird die Feuchtigkeit der Luft in den Nasenschleimhäuten resorbiert.

 

3. Beim Einatmen bildet sich in den Nasennebenhöhlen Stickstoffmonoxid. Wenn wir durch die Nase atmen, wird das Stickstoffmonoxid automatisch in die Lunge transportiert. Durch das Stickstoffmonoxid werden die Lungenbläschen vergrößert, außerdem fördert es die Funktion des Nervensystems, des Blutkreislaufs, da die Blutgefäße erweitert werden, wirkt entzündungshemmend (z.B. bei Asthma) und hat viele weitere positive Wirkungen auf den Körper. Stickstoffmonoxid ist außerdem ein Gas, das auf die Gleichgewichtserhaltung wirkt.

 

Die Vergrößerung der Lungenbläschen bewirkt wiederum, dass wir mehr Sauerstoff aufnehmen können. Ein langer, tiefer Atem aktiviert zudem das parasympathische Nervensystem. Einen langen tiefen Atem erreichen wir auch, wenn wir durch bewusst durch die Nase atmen und damit wären wir bei Punkt 4.

 

4. Die Nasenatmung aktiviert das parasympathische Nervensystem. Dieser Teil des vegetativen Nervensystems ist für Entspannung und Regenration verantwortlich und fördert Stressabbau, wohingegen die Mundatmung den Sympathikus aktiviert, also den Teil des vegetativen Nervensystems, der den sogenannten „Fight or Flight“-Mechanismus steuert. Im „Fight or Flight“-Modus können sich unser Körper, unsere Organe und unser Geist nicht erholen, wir atmen kurz und flach nur in den oberen Teil der Lunge. Diese Kurzatmigkeit hast du vielleicht schon mal gemerkt, wenn du wütend warst oder in Eile. Versuche doch nächstes Mal in solch einer Situation tief durch die Nase ein- und auszuatmen und wirst merken, wie sich die Situation entspannt.

 

5. Bei der Nasenatmung herrscht ein größerer Luftwiderstand, was das Zwerchfell trainiert und dadurch die Bauchatmung verbessert.

 

6. Das Atmen durch die Nase stimuliert außerdem den Geruchsnerv. Dieser steht in direkter Verbindung mit dem Hypothalamus und der Hypophyse, welche Teile des Gehirns sind, die mit dem autonomen Nervensystem in Verbindung stehen. Der Hypothalamus ist außerdem verbunden mit der Epiphyse (Zirbeldrüse), also dem Bereich im Gehirn, der mit dem Bereich des „dritten Auges“ oder Ajna-Chakra, assoziiert ist. Durch die Nase zu atmen hilft also deinen inneren Guru zu erwecken und fördert deine Hellsichtigkeit - die Fähigkeit, die Wahrheit zu erkennen.

 

7. Die Ujjayi-Atmung, das Rauschen in der Kehle, das fortgeschrittene Yogis und Yoginis während der Yogapraxis erzeugen, ist nur mit der Nasenatmung möglich. Warum wir dieses komische Geräusch beim Atmen erzeugen wollen, erkläre ich im nächsten Beitrag.

 

8. Und zuletzt dann doch noch mal zum Prana. Prana, die Lebensenergie, wird über die Nase aufgenommen. Durch das Ausatmen durch die Nase bleibt die Energie im Gleichgewicht. Sagen die Meister.

 

Interessant ist übrigens auch, dass wir einen ganz natürlichen Nasenzyklus haben. Im Laufe des Tages, ca. alle zwei bis drei Stunden, wechseln die Schwellungen unserer Nasenschleimhäute. Entweder sind die Schleimhäute der linken Nasenseite angeschwollen und vermehren den Lufteinzug auf der rechten Seite oder umgekehrt. Wir atmen also entweder mehr durch die linke oder durch die rechte Nasenseite. Wenn die Atmung gerade vermehrt durch die rechte Nasenseite stattfindet, ist unsere linke Gehirnhälfte aktiver und hilft uns beim rationalen Entscheiden und analytischen Denken. Atmen wir verstärkt durch die linke Nasenseite ist die rechte Gehirnhälfte stärker aktiviert, was die Kreativität anregt und unsere Intuition fördert.

 

 

Quellen

Lundberg JO et al., "Inhalation of nasally derived nitric oxide modulates pulmonary function in humans"Acta Physiol Scand. 1996 Dec;158(4):343-7.

Sahin G. et al., “Nitric Oxide: A Promising Methodological Approach in Airway Diseases”, Int Arch Allergy Immunol 2011;156:352–361

Settergren G et al., "Decreased pulmonary vascular resistance during nasal breathing: modulation by endogenous nitric oxide from the paranasal sinuses." Acta Physiol Scand. 1998 Jul;163(3):235-9.

Ricciardiolo FL. „Multiple roles of nitric oxide in the airways.” Thorax. 2003 Feb;58(2):175-82.

 

Kommentare: 1 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Richard Friedel (Dienstag, 01 Januar 2019 17:57)

    Gegen Asthma mit Yoga ist die Bauchatmung mit Daumendrücken sehr zu empfehlen. Die Fäuste werden geballt im Schritt mit der Atmung. Das entspricht einem Mudra als Fingerbewegung. Mudras werden allgemein als Mittel gegen Asthma gepriesen. Siehe Asthma + Mudra im Internet. Die Asthmasprays sind nur zum Schein wissenschaftlich untersucht, weil der Vergleich mit Gegenspielern wie Akupressur gescheut wird.

 

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